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lexoffice Community Interview: Lara Körber von Bildungsurlauber.de

Nur wenige Arbeitnehmer:innen nutzen bisher die Möglichkeit, durch Bildungsurlaub eine Auszeit im Job zu nehmen, die ihnen dann beruflich etwas bringt.

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    Nur rund zwei Prozent von 27 Millionen Anspruchsberechtigten in Deutschland nutzen die Möglichkeit, ihren Bildungsurlaubsanspruch wahrzuznehmen. Dabei ist Bildungsurlaub eine Chance, Mitarbeiter:innen Selbstverantwortung und Entfaltungsmöglichkeiten zu geben und damit ein wirksames Werkzeug für Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung.

    Autor:in: Carola Heine

    Veröffentlicht:

    Kategorie: Anwender:innen , Mitarbeiter:innen

    Wir sprechen im lexoffice Community Interview mit Lara Körber von bildungsurlauber.de über das reichhaltige Angebot, das Bildungsurlauber:innen heute zur Verfügung steht.

    Foto von Lara Körber: Lydia Gorges
    Foto von Lara Körber: Lydia Gorges

    Lara Körber

    Gründerin bildungsurlauber.de

    Mein Name ist Lara Körber und ich habe 2020 Bildungsurlauber.de mitgegründet – wir verstehen uns als das „Booking.com“ für Bildungsurlaub mit dem Ziel, ein besseres Arbeitsleben durch Weiterbildung zu ermöglichen. Mein Beweggrund für die Gründung war einfach: Ich war in dem Arbeitsleben, in dem ich mich persönlich befunden habe, nicht zufrieden und hatte schon länger nachgedacht „Wie kann man das verbessern?“

    Ich war bereits seit zehn Jahren Arbeitnehmerin, als ich dann zum ersten Mal durch meinen Mitgründer Anian von meinem Anspruch auf Bildungsurlaub überhaupt gehört habe. Es ist nämlich so, dass Bildungsurlaub in Deutschland immer noch so ein bisschen im Dornröschenschlaf ist: Nur rund 2% von 27 Millionen Anspruchsberechtigten nutzen es. Da haben wir uns gesagt: Das werden wir jetzt ändern!

    Seitdem gibt es bildungsurlauber.de und ich bin Mitgründerin.

    Bildungsurlaub: Unterschiedliche Regeln pro Bundesland

    Carola Heine: Liebe Lara, du warst schon ein Jahrzehnt lang fest angestellt, als du von Bildungsurlaub als Möglichkeit erfahren hast. Für mich ist das ein etabliertes Prinzip, auch wenn ich gar nicht so viele Menschen kenne, die es nutzen. War Bildungsurlaub bei deiner damaligen Arbeitgeberfirma kein Thema oder warum hattest du noch nicht davon gehört?

    Lara Körber Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, dass du dein Recht auf Bildungsurlaub kennst. Wenn ich mich in meinem Bekannten und Freundeskreis umhöre, dann wissen die meisten Menschen nicht, dass sie 5 Tage Extraurlaub für Weiterbildung wahrnehmen könnten.

    Es ist bisher auch nicht üblich gewesen, dass Arbeitgeber:innen aktiv selbst auf das Thema aufmerksam gemacht haben. Das beginnt sich gerade zu ändern. Doch die meisten Beschäftigten wissen nichts von ihrem Recht auf einen jährlichen Bildungsurlaub, und deshalb betreiben wir Aufklärungsarbeit.

    Auch Unternehmen machen zunehmend auf das Thema Bildungsurlaub aufmerksam

    Anfangs haben wir dabei gedacht, dass man Menschen einfach nur über die Möglichkeit von Bildungsurlaub aufklärt, und dann nehmen sie diesen wahr. Aber das war ein Trugschluss. Zwischen den Beschäftigten und dem Bildungsurlaub stehen immer noch die Arbeitgeber:innen und da herrscht ebenfalls noch viel Aufklärungsbedarf – weil viele denken, dass Unternehmen Bildungsurlaub nicht befürworten würden. Wir haben da also noch einiges an Informationsarbeit zu leisten, deshalb freue ich mich auch über das Interview heute.

    Carola Heine: Wir freuen uns auch, und in der lexoffice Community sind viele Arbeitgeberfirmen vertreten. Welche Möglichkeiten haben Arbeitnehmer:innen denn, wenn es um Bildungsurlaub geht, welchen Anspruch gibt es?

    Lara Körber Sie haben Anspruch auf 5 bis 10 Tage pro Jahr für als Bildungsurlaub anerkannte Weiterbildungen. Das unterscheidet sich nämlich pro Bundesland, und auch deshalb haben wir unsere Seite gegründet, um neben der Beantragung und Buchung von Bildungsurlaub auch Gesetzesinformationen einfach zugänglich zu machen. Es gibt aber auch Bundesländer, in denen man derzeit leider keinen Anspruch auf Bildungsurlaub hat, Bayern und Sachsen nämlich.

    Carola Heine: Die Weiterbildung muss aber immer beruflicher Natur sein?

    Lara Körber Bildungsurlaub ist super fortschrittlich und thematisch wirklich weit gefächert. Das heißt, es zählen auch Seminare wie Yoga zu beruflicher Weiterbildung, weil sie die körperliche Gesundheit erhalten. Es gibt Anti-Burnout-Seminare, es gibt Resilienz- oder Achtsamkeitstrainings. Man kann einen Sprachkurs besuchen und zwar vor Ort, in Barcelona oder in der Dominikanischen Republik.

    Kurz: Das heißt, es muss keine berufliche Weiterbildung sein, in dem Sinne, dass ich mich jetzt mit meinem Jobthema direkt auseinandersetze. Yoga oder der Sprachkurs zählen auch als berufliche Weiterbildung.

    In der Vielfalt von Bildungsurlaub und der Möglichkeit diesen frei zu wählen, steckt eine große Chance: Unternehmen ja erst einmal Selbstverantwortung von den Mitarbeitenden fordern. Sie sollen eigene Entscheidungen treffen, Pläne entwickeln, Lösungen vorschlagen.

    Bei der Bildungsurlaubswahl ist genau diese Selbstverantwortung gefragt. Hier kann man dann sehr gut sehen, dass Beschäftigte sich nach ihren individuellen, aktuellen Bedürfnissen förden Also nach einer sehr stressigen Projektphase zum Beispiel ein Resilienztraining. Oder als frischgebackene Führungskraft ein Seminar zu gewaltfreier Kommunikation:

    Bei der Bildungsurlaubswahl ist genau diese Selbstverantwortung gefragt. Hier kann man dann sehr gut sehen, dass Beschäftigte sich nach ihren individuellen, aktuellen Bedürfnissen förden Also nach einer sehr stressigen Projektphase zum Beispiel ein Resilienztraining. Oder als frischgebackene Führungskraft ein Seminar zu gewaltfreier Kommunikation: Ich kann sehr individuell wählen, was mir gerade gut tut. Und das ist berechtigt.

    Linienmuster

    Kann Bildungsurlaub von der Arbeitgeberfirma abgelehnt werden?

    Lara Körber: „Der Antrag auf Bildungsurlaub kann von Unternehmensseite nur aus gesetzlich fest geregelten Gründen abgelehnt werden. Ich nenne jetzt mal zwei: Einmal, wenn andere Kolleg:innen in dem Zeitraum zum Beispiel schon Urlaub angemeldet haben. Oder wenn beispielsweise eine wichtige Projektphase ansteht. Trotzdem kann der Bildungsurlaubsanspruch dann nicht aufgehoben, sondern nur verschoben werden.

    Außerdem muss der Bildungsurlaub in vielen Bundesländern erst ab einer bestimmten Betriebsgröße gewährt werden und ist auf X% der Mitarbeiter:innen pro Jahr begrenzt. So wird für Unternehmen sichergestellt, dass immer genügend Beschäftigte im Betrieb sind.“

    Anspruch auf Bildungsurlaub ins nächste Jahr mitnehmen

    Carola Heine: Die Arbeitgeber:innen haben kein Mitspracherecht?

    Lara Körber: Offiziell als Bildungsurlaub anerkannte Weiterbildungen sind frei wählbar. Dabei ist wichtig zu wissen, dass hinter jeder ein didaktisches Konzept, ein Lehrplan steht, dessen inhaltlicher Mehrwert durch die Bundesländer bescheinigt wird.

    Das ist auch nicht nur berufliche Weiterbildung, sondern auch zum Beispiel politische Weiterbildung. Es gibt Seminare rund um den Klimawandel und um Rassismus, um Feminismus oder, Demokratie. Also sehr vielfältig, was man an Möglichkeiten findet. Und es ist für viele eine einmalige Chance.

    Dann habe ich fünf Tage am Stück, in denen ich mich wirklich mal mit einer Sache beschäftigen kann, ohne dass ich funktionieren muss. Ohne Leistungsdruck hintendran, mit einer heterogenen Gruppe, mit der ich mich austausche. Das ist eine sehr große Kraft- und Inspirationsquelle und für viele eine wertvolle Möglichkeit, einfach mal den Pausenknopf zu drücken, weil der Fokus auf ein bestimmtes Thema gegeben ist.

    Kommunikation ist der Schlüssel.

    Wir empfehlen immer, zum Chef oder zur Chefin zu gehen und zu sagen: Hey, ich möchte diesen Bildungsurlaub machen“ und dann auch ein bisschen zu erklären, was man sich davon erhofft – damit der Chef oder die Chefin sich darunter etwas vorstellen können. Das Bedürfnis hinter dem Antrag begreifen können.

    Carola Heine: Auf eurer Website habe ich gesehen, dass die Kosten so unterschiedlich sind wie die Angebote. Die muss man aber als Arbeitnehmer:in selbst übernehmen?

    Lara Körber: Genau. Die Kosten für den Bildungsurlaub trägt die Teilnehmende oder der Teilnehmer. Der Chef oder die Chefin stellen bezahlt frei für diesen Zeitraum.

    Wichtig ist an der Stelle zu betonen, dass Unternehmen davon auch profitieren, denn sie bekommen unter anderem motiviertere und gesündere Mitarbeitende. Es ist eine große Chance, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen. Große Unternehmen nutzen Bildungsurlaub bereits sehr aktiv. Bei VW zum Beispiel auf unsere Nachfrage zum Beispiel jede:r Zzweite schon mal Bildungsurlaub gemacht.

    Die Frage lautet: Wie wollen wir leben?

    Die Pandemie hat dazu geführt, dass wir uns immer mehr der Frage stellen: Wie wollen wir eigentlich leben? Was macht uns glücklich? Was bedeutet für uns Work- Life- Balance und Arbeitskultur und Miteinander und Vertrauen und Selbstverantwortung?. Bildungsurlaub ist da ein wirksames New-Work-Puzzleteil für Unternehmen, diese Möglichkeit zeigt: Hier herrscht ein Geist von Förderung, von Wertschätzung. Hier möchte ich arbeiten – und hier werde ich eben auch gesehen als Mensch mit meinen Bedürfnissen.

    Carola Heine: Sehr spannend, vielen Dank für deine Einblicke. Was mich besonders gefreut hat: Ihr nutzt ja für euer Bildungsurlauber.de Portal auch lexoffice.

    Seit wann nutzt Ihr denn unsere Unternehmenslösung – und wie gefällt sie euch?

    lexoffice ist selbsterklärend

    Lara Körber: lexoffice ist toll, es macht richtig Spaß und gibt mir ein rundum gutes Gefühl. Es ist faszinierend, wie einleuchtend die Usability ist und komplizierte Abläufe auf einfache Handhabungen heruntergebrochen werden, das ist echt cool.

    Wir nutzen lexoffice jetzt seit anderthalb Jahren und lexoffice Lohn erst seit kurzem für die ersten Mitarbeiter:innen. Auf die Arbeitgeber:innenseite zu wechseln, hat mir noch einmal verdeutlicht, wie schwer es ist gute Teams zusammenzustellen und wie wichtig es sich aktiv um eine gute, gesunde Arbeitskultur zu bemühen. Womit wir wieder beim Bildungsurlaub sind.

    Carola Heine: Ja, und es wird immer wichtiger. Jetzt habe ich nur noch eine Frage Wenn Du dir aus allen Bildungsurlaub, die dir auf eurem Portal begegnen, einen aussuchen könntest, welchen würdest du machen?

    Lara Körber: Führungskräfte-Training mit Pferden. Das finde ich super spannend, denn dabei geht es ganz viel um Körpersprache und -haltung. Darauf bin ich sehr neugierig, das würde ich mir aussuchen.

    Carola Heine: Vielen Dank für deine Zeit und weiter ganz viel Erfolg!

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    FAQ

    Wer kann Bildungsurlaub beantragen?

    Angestellte Arbeitnehmer:innen den Regelungen des jeweiligen Bundeslandes folgend. Bayern und Sachsen bieten derzeit (Stand August 2022) diese Möglichkeit noch nicht an.

    Die Arbeitnehmer:innen tragen die Kosten selbst. Es gibt aber in einigen Fällen die Möglichkeit, von Krankenkassen oder Arbeitgeberfirmen einen Zuschuss zu erhalten.

    Alle vom jeweiligen Bundesland als Bildungsurlaub zertifizierten Seminare. Das können gesundheitserhaltende Maßnahmen wie Yoga ebenso sein wie konkrete berufliche Themen.

    lxlp